Die Geschichte der Stadt Bartenstein

Bartenstein (pol. Bartoszyce), Kreisstadt im Regierungsbezirk Königsberg, eine Marktsiedlung in einer Flußschlinge am Alleufer, im Schutze einer Burg auf dem Schloßberg gegründet, 1249 erstmals erwähnt. Ihre Handfeste erhielt die Stadt, die damals Rosental hieß, am 17. Februar 1332 vom Hochmeister Luther von Braunschweig nach kulmischen Recht (Bemerk.: So bin ich nicht nur durch meine Ahnen mit Bartenstein verbunden, sondern auch durch meine Heimatstadt Braunschweig). 1354 bis 1359 entstanden die Stadtbefestigungen, zu denen drei Tore gehörten, von denen nur das nach der Schlacht bei Tannenberg erbaute "Heilsberger Tor" erhalten blieb. 1390/1391 lebte der Litauerfürst Witold mit seiner Familie in der Stadt. Hochmeister Ulrich von Jungingen hielt hier ab 1407 Residenz.
Als Georg von Polenz die Reformation einführen wollte, leistete der Komtur Widerstand. Er verwehrte dem evangelischen Prediger den Zugang zur Stadt, die 1525 dann doch reformiert wurde. Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander von Rußland weilten 13 Wochen in Bartenstein und schlossen hier die "4. Koalition".
Die Stadtkirche von 1332, der bedeutenste Bau, eine dreischiffige Basilika, später im spätgotischen Stil umgebaut, mit Seitenkapellen aus frühester Zeit und einer Doppelreihe von elf Sterngewölben über dem überhöhten Mittelschiff. Das dem heiligen Johannes, dem Evangelisten, geweihte Gotteshaus mit den niedrigen Nebenschiffen, dem nach 1500 hinzugefügten Turm und dem Dachreiter von 1732 ist ungewöhnlich groß für eine Basilika im Ordensland. Beachtlich der 1650 geschaffene Hauptaltar. Agnes Miegel hat diese Kirche besungen:

"Am Alleufer wuchs die Stadt,
der ihres grauen Markttors Uhr
'Sechshundert' nun geschlagen hat.
Getreuer doch als Uhr und Turm
hab ich die Stadt bewacht.
Hab Not und Tod und Kriegessturm
seelsorgend mit ihr durchgemacht."



In der Nähe der Ordensburg gab es eine zweite Johanneskirche, diese Johannes dem Täufer geweiht, von 1404 bis 1484 erbaut.
Die Burg, ursprünglich eine Holzerdbefestigung, 1241 errichtet, später in Stein umgebaut, hielt um die Mitte des 13.Jahrhunderts einer vierjährigen Belagerung stand. 1454 zerstört. Ihre Geschichte lebt in einer Sage fort: "Das Totenglöckchen von Bartenstein".
Die Stadt trieb bereits vor 1466 regen Handel mit Elbing und Danzig. Im 19. Jahrhundert entstanden eine Eisengießerei, eine Dampfschneidemühle, eine Ofen- und eine Wagenfabrik. Nach einem Brand um die Mitte des 19. Jahrhunderts prägte der Markt das Bild der Stadt, die 1902 zur Kreisstadt aufstieg.
Eine Kirchenschule gab es bereits 1377, später in eine Lateinschule umgewandelt. Seit 1831 hatte die Stadt eine höhere Töchterschule, seit 1872 ein Gymnasium. Traditionsregimenter hatten hier seit 1698 ihren Standort. Die erste Zeitung erschien 1848.
Zwei in der Nähe von Bartenstein gefundene Steinfiguren aus prussischer Zeit, sogenannte Baben, Bartel und Gustebalde genannt, deuten darauf hin, daß der Ort schon zu prussischer Zeit bewohnt war.
Am 4. Februar 1945 besetzte die Rote Armee Bartenstein und zerstörte über die Hälfte der Stadt.
1939 hatte die Stadt 12912 Einwohner.


Der Text ist dem Buch "Ostpreußen" von Georg Hermanowski entnommen worden.
Das Buch ist unter der ISBN 3-86047-182-1 im Bechtermünz Verlag erschienen.