Am Beginn, einsetzend
mit der urkundlichen Ersterwähnung Buchhorns in einer Urkunde von 838, stand
eine herausragende Funktion als zentraler Ort für den nördlichen Bodenseeraum.
Hier wurden vor Grafen des Karolingerreiches Rechtsakte vorgenommen und
beurkundet, die teils weit entfernte Orte betrafen. Dieses alte Buchhorn war
ein königlicher, den jeweiligen Grafen offenbar als Amtsausstattung
zugewiesener Ort; seine Bauten lagen entlang der heutigen Werastraße, wobei ein
vom Bauerndorf deutlich abgesetzter Herrenhof am Platz des heutigen Schlosses
anzunehmen ist.
Dieser Ort erfuhr eine
neue Aufwertung, als er im Zuge einer Besitzteilung der Bregenzer Ulriche, dem
führenden Grafenhaus des Bodenseeraumes, um 1040 zum Sitz einer neuen Linie
erkoren wurde. Ein Ausbau für die neue Aufgabe schloß sich an; dazu zählt auch
die um 1085 zu datierende Stiftung eines Frauenklosters innerhalb der
Burganlage; dieses Benediktinerinnenkloster sollte durch immerwährendes Gebet
für die Stifterfamilie deren Seelenheil sichern und die Grablege des vornehmen
Hauses aufnehmen. Ein unrühmliches Ende des Grafenhauses im Jahr 1089 und der
folgende Herrschaftsantritt der bislang konkurrierenden Welfen aus dem
Schussental verhinderten eine weitere Entfaltung des jungen Grafensitzes und
des eben erst entstandenen Klosters. Burg und Kloster Buchhorn sollten keine
ernste Konkurrenz zu Altdorf und Weingarten bzw. zum neuen welfischen
Machtzentrum auf der Ravensburg werden.
Erst der Erbanfall von
den süddeutschen Welfen an die Staufer (1191) führte zu einem neuen
Entwicklungsschub. In großräumigen Dimensionen denkend, erkannten die Staufer
die herausragende Verkehrslage von Buchhorn in der Mitte des Obersees. Sie
riefen am Ostrand der Bucht einen um 1215 erstmals bezeugten Marktort ins
Leben, der bald (vor 1241) die Stadtrechte erhielt und als staufischer Ort
Reichsunmittelbarkeit erlangte. Für das von den Welfen an ihr Hauskloster
Weingarten übereignete Frauenkloster Buchhorn, das weiterhin klein gehalten wurde,
kam nun der Name Hofen auf; das alte Bauerndorf Buchhorn nannte man nun mehrere
Jahrhunderte lang schlicht Dorf bei Buchhorn, bis auch hier der Name Hofen
Einzug hielt. Versuche, die Abhängigkeit von Weingarten zu lockern, führten
1419 zur Aufhebung des Frauenklosters, so daß in der Folge bis 1594 nur noch
eine Titularpropstei an das vormalige Kloster erinnerte. Ein Neubeginn kam erst
im Barock zustande; von 1702 bis 1802 erlebte Hofen als Weingartner Priorat mit
einem Konvent von meist 10-18 Patres eine letzte Glanzzeit nach der
Benediktinerregel.
Die Stadt Buchhorn
hatte im 13. Jahrhundert ihre Position gegen die älteren und schon stärker
entfalteten Städte Überlingen, Konstanz und Lindau zu behaupten. Verpfändungen
durch die meist in Geldnot befindlichen Könige und einige Katastrophen (wie ein
Überfall mit Ausplünderung 1291 und ein Stadtbrand 1363) bremsten die
Entwicklung nachhaltig, so daß die Stadt schließlich zu einer Rolle als
unbedeutende reichsfreie Kleinstadt verurteilt blieb und ihre verkehrsgünstige
Lage nicht recht ausschöpfen konnte. Am großen Aufschwung der Nachbarstädte
durch den Aufbau europaweiter Handelsnetze vom späten 14. bis frühen 16.
Jahrhundert konnte Buchhorn nicht mitwirken. Ein bedrohlicher Verfall der
städtischen Finanzen wie der Gewerbe setzte aber erst im Dreißigjährigen Krieg
ein; erst der 1755 mit Bayern vereinbarte gewinnträchtige Umschlag bayerischen
Salzes in die Schweiz führte einen fast 50 Jahre andauernden wirtschaftlichen
Aufschwung herbei, der in den Revolutionskriegen nach 1796 ein rasches Ende
fand und in ein neues Finanzdesaster mündete.
Zu einer grundlegenden
Veränderung der Stadtentwicklung führte erst der politische Umbruch am Beginn
des 19. Jahrhunderts. Sobald Württemberg hier im Zuge der napoleonischen
Länderzuteilungen Fuß gefaßt hatte (Ende 1805), setzte ein Kampf um
Handelsanteile auf dem See und damit eine zielstrebige Förderung des
württembergischen Bodenseehafens ein. Das galt zunächst nur für Hofen, denn
Buchhorn war 1802 an Bayern übergegangen, mußte aber hinter dem ebenfalls
bayerisch gewordenen, weitaus wichtigeren Lindau zurücktreten. Die für die
Stadtfinanzen verheerende Münchner Politik hätte Buchhorn vollends in den Ruin
getrieben, wäre die Stadt nicht im Zuge einer Grenzverschiebung bis Kreßbronn
1810 an Württemberg gefallen. Im Juli 1811 traf König Friedrich die
Entscheidung, die Siedlungen Buchhorn und Hofen unter dem neuen Namen
Friedrichshafen zusammenzufassen und zu einem leistungsfähigen und attraktiven
Warenumschlagplatz am nördlichen Bodenseeufer auszubauen. Er gewährte nicht nur
Vergünstigungen für den Durchgangshandel, er veranlaßte auch die räumliche
Zusammenfügung der alten Ortsteile mittels einer Neustadt, deren Neusiedler,
wie man hoffte, zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt ebenfalls beitragen
sollten.
Mit der Zusammenfassung verlor Buchhorn als eigenständiger Ort seine Bedeutung und geriet auch schnell in die Vergessenheit. In Friedrichshafen erinnert heute der Buchhorn-Platz und auch das Hotel "Buchhorn" an die Geschichte dieser Region. Das Wappen der Stadt Buchhorn wurde von Friedrichshafen übernommen. |